Griechenland im Herbst 2012:
heilende Thermalbäder, Eremiten und der Polizist Nikola aus Metsova
Drei erfolgreichen Wanderungen über den Berg Athos durfte ich in diesem Herbst führen. Nach 32 Jahren begegnete ich das erste Mal einem Eremiten. An einem Brunnen auf dem Weg von Megistis Lavras nach Agias Annis kamen wir ins Gespräch. Friedhelm schenkte ihm spontan sein Schweizer Messer. Der junge Rumäne lud uns ein in seine Hütte, um uns seine Holzschnitzarbeiten zu zeigen. Er hat die Hütte aus Holzstämmen selbst gebaut und einen Garten angelegt.
Er schenkte Friedhelm ein selbst geschnitztes Holzkreuz und bereitete uns einen köstlichen Bergtee.
Nach den drei Wanderwochen fuhr ich für fünf Tage zu den mir sehr geschätzten Thermalbädern in Thessalien:
den Thermopylen und Platystomou, nach Aedipsos auf Euböa und schließlich nach Loutra auf Kassandras.
Ich startete in Thessaloniki mit einem Mietwagen und nach drei Stunden Fahrt lag ich im Quelltopf der Thermopylen. Diesmal war das Wasser nicht so heiß, das heißt kühler als die gewohnten 43 Grad. Da das schlichte Hotel vor Ort
schon geschlossen hatte, fuhr ich eine Stunde weiter nach Platystomo, etwa 30 km westlich von Lamia. Unterwegs passierte ich das schön am Fuße des Berges Oiti ebenfalls schon geschlossenen Thermalbad Ipati. Alle drei Bäder haben ähnliche Heilwirkungen bei Wirbelsäulen- und Gelenkarthropathien, bei Haut-, Appetit-, Schlaf- und Fruchtbarkeitsproblemen. Platystomo war ein staatliche Thermalbad, das von dem Architekten Jean-Yves Stragalis gekauft und neu bebaut wurde: Es ist unter den mir bekannten Thermalbädern von Methana bis Aridea das beste und luxuriöseste Griechenlands mit zwei Trink- und einer Badetherme und ganzjährig geöffnet ein echtes Spa-Hotel.
Es verleiht seinen Besuchern die Kräfte des Achilleus, da es in seiner mythologischen Heimat liegt.
Mit dem Schiff machte ich einen Abstecher nach Aedipsos auf Euböa. Hier liegt vor dem Hotel Thermae Sylla eine etwa 50 Grad heiße Thermalquelle direkt am Meer, sodass man sich eine angenehme Badetemperatur aussuchen kann. Angeblich werden die Thermopylen und Aedipsos von einer gemeinsamen Wasserader gespeist. Diese Sylla-Therme genoss ich eine Stunde lang mit Blick auf einen rosafarbenen Morgenhimmel über Euböa.
So gestärkt verließ ich Thessalien und fuhr an den Meteora Felsen vorbei nach Epirus. Bei den Brüdern Dion in Mikro Papingo in Zagori erwartete mich ein himmlisches Bett mit zwei Anostromata und eine ebenso himmlische Ruhe. An meinem letzten Tag wanderte ich in die Stille der Berge bis zur Astraka-Hütte in 2000 Meter Höhe; Griechenland lag im Generalstreik und kein Flugzeug war am Himmel. Und dann kam der Freitag:
Ich brach in Zagori früh morgens auf, dreihundertsechzig Kilometer lagen vor mir bis zum Flughafen von Thessaloniki. Auf der Egnatia-Autobahn in der Höhe von Metsovo hatte ich eine Reifenpanne. Ich hielt vor einer Polizeikontrolle. Beide Polizisten beendeten Ihre Arbeit, kamen zu mir und Herr Nikola aus Metsovo half mir beim Reifenwechsel: da der koreanische Kleinwagen nur ein Notrad und ich keine Ahnung hatte, wechselte Herr Nikola zwei Reifen und machte sich dabei die Hände schmutzig. Die Polizistin beruhigte mich indess liebevoll, ich würde das Flugzeug noch erreichen.
Das tat ich dann nicht, da es keinen passenden Reifen gab und ich mit dem Notrad langsam bis Thessaloniki fahren musste. Aber mir wurde dafür ein zauberhafter Tag auf Kassandras geschenkt: die Autovermietung Hellas Car gab mir einen Wagen bis Sonntag kostenlos und ich fuhr in das Thermalbad Loutra bei Agias Paraskevi, das vierte Bad und seitdem sind meine Rückenschmerzen weg. Auf dem Rückweg übernachtete ich im La Mirage bei Nea Fokea und Herr Dionysos führte mich zu Efstathios, dem weltlichen Eremiten, dem ich im Vorjahr in Aridea begegnet bin. Er sprang splitterfasernackt am Strand herum und schenkte mir zur Begrüßung eine Lotosfrucht. Efstathios lebt seit 10 Jahren im Freien, nach einem festen Rhythmus: im Frühling in Aridea, im Sommer in Kreta, im Herbst auf Kassandras und im Winter am Olymp, meist in Höhlen oder in seinem Zelt, seine Ausrüstung ist up to date, er hat sogar ein Handy und er versorgt sich selbst mit Fischen, Früchten, Tee und Honig.
Mit diesen beglückenden Erlebnissen bestieg ich am Sonntagmorgen das Flugzeug und flog bei strahlendem Wetter über das in der Morgensonne liegende Epirus und über die vor zwei Tagen erklommene Astraka-Berghütte im Zagori.