6. Athos-Gipfel Wanderung September 2013
Nach 10 Stunden mit bis zu 18 kg schweren Rucksäcken erreichen wir die Panagia in 1500 Meter Höhe. Wir sind morgens um 7 Uhr in Megistis Lavras aufgebrochen ohne Frühstück, da der um 4 Uhr begonnene Morgengottesdienst noch andauerte. Oberhalb der rumänischen Skite Prodromos ist unser Frühstücksplatz mit Blick bis Samothrake und steinernen Pullmannsitzen. An der zweiten Abzweigung nach Kavsokalivia macht die Gruppe Halt und ich suche Jannis den rumänischen Eremiten, vergeblich. Weder finde ich den Zugang zu seiner Hütte noch bekomme ich Antwort auf mein Rufen. An der Quelle Krio Nero begegnen uns Mönchen aus Kersasia und ein Wandermönch mit strahlenden Augen. Nach einer Kneippkur in dem kalten Wasser gehen wir weiter zu den Sonnenbänken aus Marmor am Wegesrand. An den Abzweigungen nach Kerasia und der hohlen Steineiche vorbei erreichen wir Stravros, die fünffingrige Wegkreuzung mit der letzten genießbaren Quelle in 750 Meter Höhe.
Nun geht es steil bergauf zuerst durch einen hohlwegartigen Geröllpfad teils in praller Sonne, dann durch Wald bis zur Kapelle der Panagia. Sie hat seit zwei Jahren einen Anbau zum Übernachten mit 15 Betten, der zusammen mit der Kapelle selbst und ihrem Nartex mit Kamin und Zisterne oft von bis zu 30 Pilgern, meist Russen belegt ist.
Da das Wetter sonnig und warm ist, bleiben wir auf der Terrasse und meine Gäste hören die allabendliche Athos-Akademie auf ihren Matrazen liegend. Nach dem Abendessen erstrahlt bald ein furioser Sternenhimmel über uns. Mittendrin leuchtet die Milchstraße und aus ihr fallen dutzende Sternschnuppen. Und dann beginnt unsere Nachtwache: laute Gespräche in der Panagia und vor unserer Nase, ein Kommen und Gehen zum Gipfel und ins Tal, dazwischen wird Holz gesucht und hinter der Kapelle gehackt und leider auch viel gekackt. Nach kurzen Schlafstücken die nächste Attraktion während im Hintergrund die Schakale heulen.
Morgens um 5 Uhr stehen wir auf und steigen im Dunkeln zur Metamorfosis Kapelle auf der Athosspitze hinauf. Der Sonnenaufgang über Samothrake wirft den Schatten des Gipfels in den Sigitischen Golf: im Meer zeichnet sich eine perfekte Pyramide ab. Beim Abstieg genießen machen wir in der Malerskite Agiou Annis Halt und genießen deren mittägliche Stille. Am selben Abend bade ich vor Nea Skiti im Meer und genieße den Triumpf über den Gipfel.
Gerontas Nikon selbst hat uns in seinem Kellion empfangen und bewirtet.
Am nächsten Morgen fahren wir mit dem kleinen Schiff Agia Anna zum Kloster Agiou Dionysiou. Wir werden hier vom Gästepater Petros selbst empfangen und sprechen mit dem in Kanada lebenden Griechen Kyiakos, der hier vier Wochen lang lebt und arbeitet. Vor der Trapeza besprechen wir die Fresken, die an deren Außenmauer die Apokalypse der Johannes zeigt. Schon 30 Jahre nach Erscheinen der Lutherischen Bibel mit Illustrationen von Lukas Cranach und Hans Holbein wurden deren Holzschnitte in der Malweise der kretischen Ikonenmalschule hier nachempfunden.
Mit einem Besuch im Klosterfriedhof beenden wir unsere Athos Wanderung.