Vierzig Jahre Athos Wanderungen.
Im September 1980 bin ich das erste Mal über den Athos gewandert.
Damals lebte und arbeitete ich in Athen, mein Vater kam mich besuchen und wir fuhren gemeinsam zum Athos.
Mit einem Journalistenvisum der deutschen Botschaft und zwanzig Empfehlungsschreiben eines ehemaligen Gouverneurs aus Athen öffneten sich uns die Türen zu Schatzkammern, Bibliotheken und in das Kircheninnere.
Die Mönchsrepublik schien in den letzten Zügen zu liegen: Es gab noch 1500 von einst im Mittelalter 30000 Mönchen.
Das russische Kloster, das vor 100 Jahren 4000 Mönche zähle, hatte noch 7 Mönche und war halb abgebrannt.
Das Kloster Vatopediou war ebenfalls fast verwaist, ehe es eine Gruppe von Mönchen aus Zypern um den berühmten Abt Efraim übernahm.
Doch mit dem Fall der Sowjetunion dürfen wieder Mönche aus dem ehemaligen Ostblock einreisen und das russische, das serbische, das bulgarische Kloster und die rumänische Skite füllen.
Seit dem Eintritt Griechenlands in die EU 1981 und der Klassifizierung der Mönchsrepublik als Weltkulturerbe und Weltnaturerbe fließt viel Geld auf den Athos, vor allem von der EU und der UNESCO.
Heute ist Vatopediou das reichste Kloster mit eigener Fischfarm und über 100 Mönchen aus einem Dutzend Ländern.
Panteleimonos, das russische Kloster hat mit Geldern der russischen Kirche den Brandschaden beseitigt und due riesigen kasernenartigen Gebäude außerhalb der Klostermauern restauriert, es soll 200 bis 300 Mönche haben
Trotz Verbot wird auf den sich ausbreitenden Forststraßen weiter Holz geschlagen, das vor Jahrzehnten noch ein wichtige, oft die einzige Einnahmequelle der Klöster war.
Diese staubigen Pistenstraßen haben eine verhängnisvolle Veränderung der Halbinsel gebracht: sie haben die Jahrhunderte alten Monopadien, die Wanderwege verschüttet, abgeschnitten und wo diese nicht mehr begangen wurden, zuwachsen lassen.
Diese Wege dienten Mönchen, Pilgern und Mulis als Transportwege und waren teilweise gepflastert, nach zehn Pflasterreihen wurde eine Stufe mit erhöhter Kante eingefügt, damit die Tragtiere Halt finden und das Regenwasser abfließen kann. Gegen das Zuwachsen dieser schattigen Wanderwege verteilte der österreichische Kartograph Reinhold Zwerger angeblich einige Hundert Gartenscheren, Prinz Charles hat vor Jahren mit einer Gruppe von Pionieren die Wege um das Kloster Vatopediou herum freigeschnitten. Solange aber diese Initiative nicht von den Mönchen mit getragen wird, ist sie vergeblich.
Bei fast allen Klöstern muss man sich zum Übernachten Wochen vorher anmelden, Simonas Petras hat 6 Monate Wartezeit, angeblich weil es dem Potala in Tibet ähnelt. Die Korrespondenz mit den Klöstern erfolgt teilweise schon per Email, andere bedienen weder Telefon noch Fax, das heißt sie sind überlaufen oder weigern sich überhaupt Pilgergruppen aufzunehmen.
Denn an die EG Gelder soll die Bedingung geknüpft worden sein, die Klöster Gästen zu öffnen. So sind die Archondariki, die Gästetrakte wie zum Beispiel in Vatopediou, oder Iviron musterhaft, andererseits dürfen nach wie vor nur 10 nicht orthodoxe und 100 orthodoxe Pilger einreisen.
Ein Jahrzehnte alter Konflikt eskalierte in den letzten Jahren: Das Kloster Esphigmenou galt schon vor 30 Jahren als Rebellenkloster: es lehnt sich gegen die Wiederannäherung der Orthodoxen Kirche an Rom auf und verweigert deshalb die Fürbitte für den Patriarchen Bartholomäus in Istanbul. Die Ablehnung der Ökumene findet durchaus Unterstützung unter den Mönchen auf dem Athos und die wird aus der Geschichte verständlich.
Unverändert berührt das Schlagen des Simantron, die nächtlichen Gottesdienste, das Zwitschern der Schwalben, eine Predigt der Lebensfreude, die Landschaft mit den selbst im Herbst noch in allen Farben blühenden Blumen, das Spielen der Delfinschulen vor Nea Skiti und das nächtliche Heulen der Schakale zum Läuten der Glocken in der Malerskite Agias Annis.
Sechs deutsche Mönche sind mir in den 40 Jahren auf dem Athos begegnet: Pater Gelasios aus Berlin lebt seit 25 Jahren im Kloster Filotheou und war dort Gästepater. Sein Name heißt auf Deutsch der Lachende und das trifft zu. Pater Panteleimon aus dem Schwarzwald hat die Skite Jovanitsa, die zum Kloster Chilandariou gehört in den Neunziger Jahren als Ruine bezogen, sie mustergültig renoviert und die uralten Olivenbäume rekultiviert, die er mit der Hilfe von deutschen Pilgern im Herbst erntete. Er hat 2012 den Athos aus gesundheitlichen Gründen verlassen und ist als Abt eines serbischen Klosters in Ungarn gestorben. Im Kloster Iviron gab es zwei deutsche Mönche, Benjamin und Isidorios, dieser ist laut Pater Martinos wieder in die Welt zurückgekehrt. Im Kloster Koutloumousiou wurde der aus Radebeul stammende Pater Josef zum Mönch geweiht, er .hat das Kloster inzwischen verlassen und sich den Zeloten angeschlossen, die sich gegen die Ökumene wenden. Im Kellion der zwölf Apostel in der Skite Xenofontos lebt Eugenios, es ist Grieche, wurde aber in Metzingen geboren und hat in Tübingen studiert.
In 42 Wanderungen habe ich 167 Gäste geführt und war mit 6 Gruppen auf dem Athosgipfel.
Frankfurt, den 18. Oktober 2020 Alexander Dombrowsky
Im September 1980 bin ich das erste Mal über den Athos gewandert.
Damals lebte und arbeitete ich in Athen, mein Vater kam mich besuchen und wir fuhren gemeinsam zum Athos.
Mit einem Journalistenvisum der deutschen Botschaft und zwanzig Empfehlungsschreiben eines ehemaligen Gouverneurs aus Athen öffneten sich uns die Türen zu Schatzkammern, Bibliotheken und in das Kircheninnere.
Die Mönchsrepublik schien in den letzten Zügen zu liegen: Es gab noch 1500 von einst im Mittelalter 30000 Mönchen.
Das russische Kloster, das vor 100 Jahren 4000 Mönche zähle, hatte noch 7 Mönche und war halb abgebrannt.
Das Kloster Vatopediou war ebenfalls fast verwaist, ehe es eine Gruppe von Mönchen aus Zypern um den berühmten Abt Efraim übernahm.
Doch mit dem Fall der Sowjetunion dürfen wieder Mönche aus dem ehemaligen Ostblock einreisen und das russische, das serbische, das bulgarische Kloster und die rumänische Skite füllen.
Seit dem Eintritt Griechenlands in die EU 1981 und der Klassifizierung der Mönchsrepublik als Weltkulturerbe und Weltnaturerbe fließt viel Geld auf den Athos, vor allem von der EU und der UNESCO.
Heute ist Vatopediou das reichste Kloster mit eigener Fischfarm und über 100 Mönchen aus einem Dutzend Ländern.
Panteleimonos, das russische Kloster hat mit Geldern der russischen Kirche den Brandschaden beseitigt und due riesigen kasernenartigen Gebäude außerhalb der Klostermauern restauriert, es soll 200 bis 300 Mönche haben
Trotz Verbot wird auf den sich ausbreitenden Forststraßen weiter Holz geschlagen, das vor Jahrzehnten noch ein wichtige, oft die einzige Einnahmequelle der Klöster war.
Diese staubigen Pistenstraßen haben eine verhängnisvolle Veränderung der Halbinsel gebracht: sie haben die Jahrhunderte alten Monopadien, die Wanderwege verschüttet, abgeschnitten und wo diese nicht mehr begangen wurden, zuwachsen lassen.
Diese Wege dienten Mönchen, Pilgern und Mulis als Transportwege und waren teilweise gepflastert, nach zehn Pflasterreihen wurde eine Stufe mit erhöhter Kante eingefügt, damit die Tragtiere Halt finden und das Regenwasser abfließen kann. Gegen das Zuwachsen dieser schattigen Wanderwege verteilte der österreichische Kartograph Reinhold Zwerger angeblich einige Hundert Gartenscheren, Prinz Charles hat vor Jahren mit einer Gruppe von Pionieren die Wege um das Kloster Vatopediou herum freigeschnitten. Solange aber diese Initiative nicht von den Mönchen mit getragen wird, ist sie vergeblich.
Bei fast allen Klöstern muss man sich zum Übernachten Wochen vorher anmelden, Simonas Petras hat 6 Monate Wartezeit, angeblich weil es dem Potala in Tibet ähnelt. Die Korrespondenz mit den Klöstern erfolgt teilweise schon per Email, andere bedienen weder Telefon noch Fax, das heißt sie sind überlaufen oder weigern sich überhaupt Pilgergruppen aufzunehmen.
Denn an die EG Gelder soll die Bedingung geknüpft worden sein, die Klöster Gästen zu öffnen. So sind die Archondariki, die Gästetrakte wie zum Beispiel in Vatopediou, oder Iviron musterhaft, andererseits dürfen nach wie vor nur 10 nicht orthodoxe und 100 orthodoxe Pilger einreisen.
Ein Jahrzehnte alter Konflikt eskalierte in den letzten Jahren: Das Kloster Esphigmenou galt schon vor 30 Jahren als Rebellenkloster: es lehnt sich gegen die Wiederannäherung der Orthodoxen Kirche an Rom auf und verweigert deshalb die Fürbitte für den Patriarchen Bartholomäus in Istanbul. Die Ablehnung der Ökumene findet durchaus Unterstützung unter den Mönchen auf dem Athos und die wird aus der Geschichte verständlich.
Unverändert berührt das Schlagen des Simantron, die nächtlichen Gottesdienste, das Zwitschern der Schwalben, eine Predigt der Lebensfreude, die Landschaft mit den selbst im Herbst noch in allen Farben blühenden Blumen, das Spielen der Delfinschulen vor Nea Skiti und das nächtliche Heulen der Schakale zum Läuten der Glocken in der Malerskite Agias Annis.
Sechs deutsche Mönche sind mir in den 40 Jahren auf dem Athos begegnet: Pater Gelasios aus Berlin lebt seit 25 Jahren im Kloster Filotheou und war dort Gästepater. Sein Name heißt auf Deutsch der Lachende und das trifft zu. Pater Panteleimon aus dem Schwarzwald hat die Skite Jovanitsa, die zum Kloster Chilandariou gehört in den Neunziger Jahren als Ruine bezogen, sie mustergültig renoviert und die uralten Olivenbäume rekultiviert, die er mit der Hilfe von deutschen Pilgern im Herbst erntete. Er hat 2012 den Athos aus gesundheitlichen Gründen verlassen und ist als Abt eines serbischen Klosters in Ungarn gestorben. Im Kloster Iviron gab es zwei deutsche Mönche, Benjamin und Isidorios, dieser ist laut Pater Martinos wieder in die Welt zurückgekehrt. Im Kloster Koutloumousiou wurde der aus Radebeul stammende Pater Josef zum Mönch geweiht, er .hat das Kloster inzwischen verlassen und sich den Zeloten angeschlossen, die sich gegen die Ökumene wenden. Im Kellion der zwölf Apostel in der Skite Xenofontos lebt Eugenios, es ist Grieche, wurde aber in Metzingen geboren und hat in Tübingen studiert.
In 42 Wanderungen habe ich 167 Gäste geführt und war mit 6 Gruppen auf dem Athosgipfel.
Frankfurt, den 18. Oktober 2020 Alexander Dombrowsky